Germanisches Heidentum in Zeiten von Corona
Liebe Mitglieder und Freunde,
eine Zeit wie diese haben wohl alle von uns noch nicht erlebt. Es ist uns wichtig im Vorstand, auf die derzeitigen Umstände einzugehen, daher ist dieses Rundschreiben gestern an alle Mitglieder und Abonnenten des Ringhorn rausgegangen.
Hoffentlich ist bei allen die Absage der Ostara- und Jubiläumsveranstaltung am 20. bis 22. März angekommen. Alle, die sich bisher angemeldet hatten, habe ich direkt kontaktiert. Die Entscheidung zu dieser Absage erfolgte nur wenige Stunden, bevor sich abzeichnete, dass bundesweit zunächst größere und mittlerweile alle Veranstaltungen untersagt wurden. Wir haben uns aus Verantwortung gegenüber den Teilnehmern, aber auch gegenüber der uns umgebenden Gesellschaft zu diesem Schritt entschlossen. In den sozialen Medien wird heftig darüber debattiert, wieviel Gefahr tatsächlich von dem Virus ausgeht und es ist legitim, dass dazu unterschiedliche Ansichten existieren. Überzeugt hat mich persönlich letztlich der Umstand, dass diejenigen Länder vor allem in Asien, die frühzeitig und sehr drastisch reagiert haben, weitaus weniger betroffen waren und sind als andere, die das nicht so gehandhabt haben.
Die gute Nachricht ist, dass dank der inzwischen in Kraft getretenen behördlichen Vorgaben und Verbote uns als Verein durch die Absage kein finanzieller Schaden entsteht.
Jedoch haben sich am 16. März weitere Regelungen ergeben, die wir Euch direkt weiterleiten möchten, weil sie Euch als Heiden direkt betreffen können. Bitte betrachtet dies als Hinweis, nicht als Weisung. Was Ihr daraus macht und wie Ihr damit umgeht, bleibt natürlich Euch selbst überlassen.
Mit der Vereinbarung zwischen Bund und Ländern vom 16.03.2020, die spätestens am 18.03 in allen Bundesländern umgesetzt sein wird, sind Blóts und Stammtische faktisch verboten worden bis auf weiteres (Punkt III. – Zusammenkünfte anderer Glaubensgemeinschaften). Als Verein sind wir dadurch klar festgelegt, was bedeutet, dass die Absage der VfGH-Ostarafeier spätestens jetzt erfolgt wäre.
Inwieweit dies auf „private“ Blótgruppen, Herde und sonstige Runden angewendet werden kann und wird, ist unklar. Ihr solltet jedoch diesen Umstand bei Eurer Planung bedenken.
Abseits der rechtlichen Situation sollte klar sein, dass Blót- und Sumbelrunden in diesen Zeiten anders ablaufen müssen als wir es gewohnt sind. Das fängt damit an, dass es anzuraten ist, kein gemeinsames Horn die Runde machen zu lassen sondern direkt bei der Ankündigung die Teilnehmer aufgefordert werden sollten, ihre eigenen Hörner oder Trinkgefäße mitzubringen. Ob herzlicher Körperkontakt von der innigen Umarmung bei der Begrüßung bis hin zum „Tak for Blót“ weiterhin angebracht ist, sollte bedacht werden. Ich persönlich habe dazu meine Entscheidung getroffen und vermeide bis auf weiteres auch das Händeschütteln, einen Ersatz des ausgefallen Ostara-Blóts in unserem Herd habe ich abgelehnt. Wie schon erwähnt, bitten wir Euch lediglich darum, darüber nachzudenken. Ob Stammtische oder ähnliches noch abgehalten werden und wenn ja, dann wie, solltet Ihr auch mit Euren Wirten absprechen und die Regelungen Eures Bundeslandes im Detail zumindest kennen.
Als Vorstand planen wir weiterhin das Mittsommer-Treffen in Schöneben (Österreich) und natürlich auch die Teilnahme an der Langen Nacht, beides im Juni. Es ist derzeit nicht realistisch abzusehen, wie lange die derzeitigen restriktiven Maßnahmen aufrecht erhalten werden müssen. Es wird von drei bis fünf Wochen geredet, aber es ist auch nicht ausgeschlossen, dass das nicht reicht. Bitte beachtet daher unsere Ankündigungen per Email, auf facebook und unserer Website, um auf dem laufenden zu bleiben.
Ein letztes Thema, das uns sehr am Herzen liegt:
Unmittelbar wirtschaftlich betroffen sind derzeit bereits viele Kleinunternehmen und dort Beschäftigte, besonders im Bereich Veranstaltungen, Gastronomie und Kunst, aber auch im Handel. Der Schaden ist dort überhaupt nicht absehbar und es steht zu befürchten, dass die angekündigten Hilfsmaßnahmen der Regierungen diese Gruppe mal wieder nicht oder nicht ausreichend berücksichtigen wird. Dass darunter auch nicht wenige Heiden sind, vom Met-Dealer bis zum MA-Darsteller oder Buch- und Schmuck-Verkäufer, möchte ich erwähnen, aber unsere Bitte nicht nur auf diese beziehen:
Lasst ihnen zumindest einen Teil des Geldes zukommen, das Ihr sonst bei „normalen Zuständen“ bei ihnen ausgegeben hättet und das Ihr jetzt nicht ausgebt. Bestellt online bei ihnen das, was Ihr auf den Märkten jetzt nicht kaufen könnt, verlangt das Geld für abgesagte Konzerte nicht zurück, oder überweist einfach einen Betrag an sie. Hier geht es um zahllose Existenzen, die gerade jetzt nach dem Winter auch keinerlei Rücklagen haben und in den wärmeren Zeiten für das ganze Jahr Umsatz machen müssen und nun nicht machen können bzw. dürfen. Und, um das ganze humorvoll abzuschließen, vielleicht könnt Ihr ihnen auch mit Eurem gebunkerten Klopapier weiterhelfen 😊
Für den Vorstand,
Haimo
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