Schwerter wie Schlangen
Oft ist von berühmten Schwertern zu lesen, denen Namen gegeben wurden. Häufig sind hierbei Schlangen und Drachen (Würmer) vorkommend. Diesen ist sicherlich eine magisch-religiöse Komponente im Sinne der Waffe zuzuschreiben (Schlange als Unendlichkeitssymbol und Mittler zwischen den Welten. In dem Fall auch Todbringer), da dieser ja letztendlich die Verbringung einer Menschenseele von einer Welt in eine andere ist… Auf diese Weise wird dem Schwert ein Eigenleben zuteil, welches einen erheblich magischen Charakter hat. So haben diese Schwerter zum Beispiel auch „gebissen“. Diese Analogien und Verzierungen waren bis ins Mittelalter üblich, brachen aber ab, da mit der zunehmend christlichen Gedankenwelt diese Ansichten nicht mehr als statthaft erschienen.
Nun ist diese Symbolik sowohl in Ornamentik auf den Scheiden und Schwertern zu finden gewesen und ganz besonders auch in den Mustern der Damastarbeiten, die eine außergewöhnlich hohe Güte hatten. Je nach Zusammensetzung der Stahlstäbe im Rückenbereich bzw. der Hohlkehle (die eine andere Güte hat als diejenigen, die für den Schneidenbereich angeschweißt wurden), sind bei den höherwertigen Sax- und Spatha-Schwertern phantastisch anmutende Muster vorzufinden, die an eine oder mehrere ineinander verwundene Schlangen erinnern. Je deutlicher, feiner und gestaltgetreuer diese Muster herausgearbeitet wurden, als umso pracht- und wertvoller wurde dieses Schwert geachtet. Nur hochgestellte Persönlichkeiten konnten solch ein Schwert tragen. Könige und ranghöchste Gefolgsleute, wie zum Beispiel beim Beckumer Gräberfeld. Auch im berühmten Schiffsgrab von Sutton Hoo wurde z. B. solch ein Schwert gefunden

Schiffsgrab von Sutton Hoo
Schriftliche Belege über solche Schwerter und Sagas hiervon gibt es zahlreiche, wovon die Thidreksaga mit dem Schwert Ekkisax hervorzuheben ist. Der bei Cassiodor überlieferte Dankesbrief von Theoderich dem Großen in welchem von „sich kräuselnden Würmchen“ auf den Klingen die Rede ist, mag damit auch in Zusammenhang stehen. In der Svava (eine Ausformung der Thidreksaga) heißt es:
„…Senkst du die Spitze abwärts zur Erde, so sieht es aus, als liefe am Schwertblatt hinauf ein Wurm aus rotem Gold. Hebst du die Spitze hoch, dann läuft der Wurm vom Griff zur Spitze…“
Auch in der Edda gibt es Hinweise auf solch edle Schwerter. So haben wir also aus unseren heidnischen Zusammenhängen heraus vielfältige Anknüpfungspunkte an diese Thematik. Deshalb ist es für mich in diesem wenn auch nur kurzen Abriss hierüber wichtig aufzuzeigen, dass hinter vielen Beschreibungen aus dem Bereich der Sagen durchaus handfeste hochwertige Handwerkskunst stehen kann, die nicht nur bildhaft verfeinert sondern auch beseelt wurde!
Leider kann ich keine anschaulicheren Bilder beifügen, ohne Urheberrechte zu verletzen. Wer aber das Thema spannend findet, kann sich gerne mal im Netz schlau machen. Dazu mögen Suchbegriffe aus den Quellenangaben sicherlich gute Dienste leisten.
Viel Spaß bei der weiterführenden Suche wünscht
Gerald
Quellen: „Von Würmchen und Schlangen – …“ von Ulrich Lehmann, Archäologie in Deutschland 4/2014, Seite 64/65; Rolandszeitschrift 20 (2011); „Stähle, Steine Schlangen“, Dissertation von Stefan Mäder ; Thidreksaga bzw. Didrichsage; Lohnenswerte Kurzdoku von Ulrich Lehmann: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=43554
Hallo,
sehr interessanter Beitrag! Damals wurde es so viel auf diesen Sachen Schwerpunkt gesetzt, die Mittelalter waren auf keinen Fall weniger klüger als wir nun sind.
LG
Marianne